Die Wurzeln der Familie Krützen liegen höchstwahrscheinlich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts rund um das heutige Dreiländereck Deutschland, Belgien und Niederlande. Nicolaus Crutzen, war das 9.Kind von Claudius Cruijts (gestorben 1695 in Sippenaeken, heute in den Niederlanden), seine insgesamt 9 Geschwister trugen dabei die Nachnamen "Cruijts" sowie "Cruijtzen" (siehe auch Stammbaum ). Der Name "Crützen" (bzw. Cruetzen) taucht erstmals am 20.05.1706 auf mit der Geburt von Reinerie Crützen in Hombourg (heute in Belgien), einem Sohn des oben genannten Nicolaus Crutzen. Die Schreibweise "Krützen" findet sich erstmals 1858 (siehe auch Stammbaum ). Übrigens: Ein "Familienwappen" bzw. "Wappenschild" hat die Familie Krützen nie besessen, das in der Titelzeile abgebildete Logo ist meine eigene Fantasie-Kreation ohne Berücksichtigung heraldischer Prinzipien: Das zentrale weiße Kreuz soll dabei für den Ursprungsnamen "Cruijts" stehen ("kruis", niederländisch für "Kreuz", in alten niederländischen Quellen auch "cruijts"). Die Farben entsprechen den Nationalfarben des Dreiländerecks Deutschland, Belgien und Niederlande. Ebenfalls das Dreiländereck repräsentieren die drei symbolischen Grenzsteine im Feld oben rechts. Der Stierkopf unten links steht für die wohl eher bäuerliche Tradition der Familie. In diesem Zusammenhang zu nennen ist der Hof “Gut Klau” im Aachener Stadtteil Vaalserquartier, Burgstraße 21 (früher Buchweg 1 bzw. Sandbergweg, davor Vaalser-Quartier bei Aachen Nr. 33). Dieser wurde über vier Generationen von der Familie Crützen (Krützen) als Pächter bewirtschaftet. Nach dem noch im Original vorhandenen Pachtbuch von 1859 wurde der Hof von H. Deusner für eine Halbjahrespacht von 130 Thalern an Peter Josef Crützen (*04.03.1822 Vijlen NL, + 25.11.1892 Vaalserquartier) verpachtet. Weitere Pächter sind Hubert Nikolaus (*21.11.1862, +23.07.1937), Peter Josef (*17.10.1896, +21.07.1964) und Josef Matthias Krützen (*08.12.1923, + 15.12.1993). Der Besitz des Hofes wechselte 1882 zur Familie von Goerschen: Robert (*22.11.1829, +10.01.1914), Bruno (14.09.1865, +14.09.1939) und Heinrich Georg von Goerschen (*06.07.1922, +28.11.1993). Da es keine direkten Nachkommen gab, wurde die “Immobilie” an den Sohn eines Vetters vererbt, Herrn Henning von der Osten, dem derzeitigen Besitzer. Der Hof ist wahrscheinlich Mitte des 19. Jahrhunderts von der Familie Deusner erworben und als “Landgut” weiter ausgebaut worden. Für die reichen oder adeligen Bewohner der Stadt Aachen war ein Landhaus für die Sommermonate oder auch ein ständiger “Landsitz” voll im Trend. Der Hof muß aber im 17. Jh. schon bestanden haben, denn im Register der “Renten der Pastoreyen zu Vaels” von 1684 heißt es u.a.:”St. Niclas und das Gut der Klaw genannt, im Rich Achen recht über die Borch gelegen”. Bei den “Kirchen Renthen” findet man auch den Eintrag: “Peter Krutzen gutt 2 Tortisen”. Zur Erläuterung: Über 500 Jahre (rd. 1300 bis 1800) gehörte der größte Teil von Vaalserquartier zur Kirchengemeinde St. Paulus in Vaals. Dies gilt auch für die Zeit des “Aachener Reiches” und dem zugehörigen “Vaalser-Quartier”. Die Höfe St. Nikolaus und Gut Burg liegen in unmittelbarer Nähe von Gut Klau an der Burgstrasse. Eine Tortise ist eine “gedrehte Schmuckkerze”. Von der ursprünglichen Bebauung sind nur noch wenige Reste vorhanden: Teile einer Wand im Kuhstall aus Mergelsteinen (kaum bearbeitet) und der Keller des Pächter-Wohnhauses mit Tonnengewölbe und Fußboden aus großen Mergelquadern (Mergel = weicher Kalksandstein, der in der Nähe am Schneeberg abgebaut werden konnte). Warum man mit solch großem Aufwand an Stützmauern den Hof auf dieser kleinen Anhöhe im Hang des “Sand- bzw. Klauberges” errichtete, ist eigentlich unverständlich. Neben dem “Herrschaftshaus” (H.D. 1860) steht das Wohnhaus für die Pächterfamilie (siehe Bild oben). Dazwischen lag ursprünglich die alte Scheune. Ferner gab es Remisen (für zwei Kutschen), Schuppen (H.D. 1863), Pferde- und Kuhställe. Wahrscheinlich war der erste Pächter zugleich Pferdeknecht und Kutscher für die “Herrschaften”. Mit immer mehr zugekauftem Land wuchs dann auch der Getreideanbau und mit größeren Wiesen nahm die Zahl der Milchkühe ständig zu. Es war aber auch eine Anpassung an die Bedürfnisse der “Städter” mit größerer Nachfrage nach Milch und Milchprodukten, Kalb-, Rind- und Schweinefleisch. Noch unter Nikolaus Krützen wurde ehemaliges Ackerland in Kuhweiden umgewandelt. Unter Josef Krützen wurden rd. 70 rheinische Morgen bewirtschaftet, davon 60 Morgen (= 4 ha) Pachtland von Goerschen, sowie weiteres Land der Gemeinde Laurensberg und der Kirchengemeinde St. Paulus, Vaals. Diese 5 Morgen von St. Paulus wurden von Josef Krützen erworben und später an Matthias Krützen übertragen. Um die Jahrhundertwende 1900 liefen unter Robert von Goerschen größere Baumaßnahmen: Die alte Scheune wurde abgerissen, um das “Herrschaftshaus” erweitern zu können: Zehn Zimmer mit Zentralheizung, Mansarden, Bäder, Terrassen, Veranda und Balkon, große Gartenanlage und ein riesiger Wintergarten. Unter diesem Wintergarten und den anderen Anbauten verlief nun ein “Kuhgang”, durch den die Kühe zu den Ställen gelangen konnten, ohne den Hof zu beschmutzen. Die neue Scheune wurde unten am Hang erbaut. Obwohl ein Zweckbau, ist sie einmalig schön: Kirchenähnliches Langhaus, Rund- und Langfenster, Dekor mit Ziegeln verschiedener Farben, zwei riesige Scheunentore zur Ein- und Ausfahrt. Gottlob blieb dieses Prachtstück in den Außenmauern völlig bis heute erhalten. In ihr befind­et sich heute ein Wohnhaus und Büroräume. An der Rückseite, wo sich heute die Terrasse befindet, war ein “Göpel”, d.h. eine mechanische Vorrichtung mit der durch ein oder zwei im Kreis laufende Pferde die Dreschmaschine oder eine Getreidemühle angetrieben werden konnte. Schon Nikolaus Krützen war also sehr fortschrittlich und auf Eigenständigkeit bedacht. Hier könnten u.a. noch aufgezählt werden: Das selbst gemahlene Mehl (Roggen und Weizen) wurde im großen, gemauerten Backofen zu Schwarz- und Weißbrot verarbeitet. In einem riesigen Kupferkessel (1,5 m Durchmesser) wurde der Saft gepresster Äpfel (meist das Fallobst) zu Sirup, bzw. Apfelkraut (“Seäm”) verkocht. Diese Einrichtungen wurden auch von den Bauern aus der Nachbarschaft gerne mitbenutzt. Die in der Galerie abgebildete Postkarte von Gut Klau ist um 1906/07 nach einer Originalzeichnung des Kunstmalers Hermann Kilian reproduziert worden. Es existieren insgesamt etwa 60 verschiedene Ansichtskarten dieses Künstlers von Aachen und Umgebung. Diese Karte wurde am 19.3.1911 von Nikolaus Krützen an Herrn Josef Schlüper zum “Namenstag” geschickt. Sie zeigt den Klau “von in der Wiese aufgenommen”! Man sieht das “Herrschaftshaus” mit Balkon und den neuen Anbauten und dem bereits erwähnten “Kuhgang“. Links über den Remisen sieht man den Kirchturm der neuen, weiter links den alten Turm der St. Pauluskirche in Vaals. Es fehlen noch die rings um den Hof angelegten neuen Mauern, Gitter und Wiesentore. Zum Abschluss hier noch ein Erklärungsversuch zu dem Namen "Klau”: Wie bei anderen Hofbezeichnungen, könnte auch bei Klau (Klaw) die Geländeform für die Namensgebung verantwortlich sein: Klauw (niederl.), Klau (Öcher Platt) = Klaue, Kralle, Pranke. Eine andere Deutungsmöglichkeit wäre der ursprünglich tief eingeschnittene Hohlweg (Sandbergweg, heute Burgstrasse), der an Gut Klau vorbeiführte, ein bedeutender Verbindungsweg von der (alten) Vaalser Strasse mit dem Gemmenicher Weg. Damit wäre Klau herzuleiten aus Kluft, Schlucht oder Spalte, dem niederländischen “Kloof”.
© PK - Zuletzt geändert am 30.04.2023